Ort: Aschberg, 90 Meter ü. N. N.
Zeit: 20.30 - 23.30 MEZ
Instrumente: 20 cm Newton (Dobson) f=1200 mm
Grenzgröße: etwa 6.7 mag für das bloße Auge im kleinen Wagen
Tagsüber wehte ein mäßiger Nordostwind und der Himmel war tiefblau bei sehr guter Fernsicht. Wenn es nachts klar bleibt, dann gibt es einen exzellenten Sternenhimmel! Da mein neuer Dobson jetzt fertig war, wollte ich ihn auch mal am Himmel austesten. Also schnell telefoniert, sich mit einem Sternfreund verabredet und gegen 19 Uhr MEZ losgefahren. Auf dem Aschberg war der Himmel trotz Dämmerung schon sehr transparent. Die visuelle Grenzhelligkeit für das bloße Auge bestimmten wir im kleinen Wagen auf 6.7 mag! Im folgenden werden nur die wichtigsten der gesehenen Objekte beschrieben; vor allem welche, die ich das erste Mal gesehen habe oder von zu Hause aus am Stadtrand wegen des helleren Himmels nur schlecht beobachten kann.
Die Milchstraße...
...war wohl mit das eindrucksvollste an diesem Abend! Sie zeigte sich sehr hell und
plastisch einmal komplett über den Himmel. Sie war so hell, dass man sie schnell
einmal mit Wolken verwechseln konnte. Man sah sehr deutlich und plastisch die bekannte
Zweiteilung mit den Dunkelwolken, besonders in den Sternbildern Schwan, Adler und den oberen
Teilen des Schützen. Im Teleskop konnte man mit der schwächsten
Vergrößerung die Milchstraße durchstöbern und sah dabei immer mehrere
hundert Sterne gleichzeitig im Gesichtsfeld! Immer wieder stieß man auf offene
Sternhaufen, und das so oft, dass ich sie nicht alle identifiziert habe.
Cirrusnebel
Diesen hab ich vorher noch nie gesehen. Nach einem kurzem Blick auf die Sternkarte habe ich
den Sucher auf die richtige Himmelsregion im Schwan gerichtet und dann im Hauptrohr bei
schwacher Vergrößerung die Umgebung abgesucht. Kurz darauf tauchte
ein schmales halbrundes nebliges Gebilde im Gesichtsfeld auf - das ist er! War gut zu
erkennen der halbe Nebelbogen. Dann mal das 16 mm Weitwinkelokular des anderen Sternfreundes
reingesteckt und noch ein UHC-Filter davor. Was man jetzt sah, war schon Wahnsinn.
Man konnte den halben Nebelbogen komplett abfahren, der sich plastisch vom Himmelshintergrund
abhob. Auch die Suche nach der anderen aber schwächeren Hälfte des Bogens führte
schnell zum Erfolg. Auch dieser Teil des Nebels war deutlich zu sehen; nur stört halt der
helle Stern mitten im Nebel etwas.
Galaxie M 51 in den Jagdhunden
Sie stand zwar sehr tief - trotzdem habe ich es mal versucht. Nach kurzer Suche tauchte das
Galaxienpärchen auch schon im Gesichtsfeld des 16 mm Weitwinkelokulares auf.
Beide Galaxienkerne schienen etwa gleich hell zu sein. Beim genaueren Hinsehen erschien
der runde Nebelfleck von M 51 nicht gleichmäßig hell, sondern es waren darin
verschiedene Hell- und Dunkelzonen warnehmbar - die Andeutung der Spiralstruktur!
Galaxie M 33 im Dreieck
Am Stadtrand von Kiel habe ich diese am Himmel sehr große Galaxie nie gefunden.
Hier war sie schon im 7 x 50 Sucher deutlich als schwaches Nebelwölkchen zu sehen!
Im Hauptrohr war sie ebenfalls schwach, aber deutlich auszumachen. Ebenso im 16 mm
Weitwinkelokular. Beim genaueren Hinsehen konnte man auch hier unterschiedliche Hell- und
Dunkelzonen erkennen - wiederum die Andeutung einer Spiralstruktur!
Galaxie M 31 in der Andromeda
Was soll man bei einem solchen Himmel noch dazu sagen? M 31 sah man schon fast
überdeutlich mit dem bloßem Auge. Im 40 mm Okular stand M 31 dann blendend hell im
Gesichtsfeld. Man sah auch das eine Staubband der Galaxie deutlich. Die beiden Begleiter M 32
und M 110 waren ebenfalls sofort auszumachen. Was besonders eindrucksvoll war ist, dass M 110
deutlich ausgedehnter und auch schwächer war als der helle konzentrierte Fleck von M 32.
M 11 im Schild
Ein sehr konzentrierter offener Sternhaufen am Rande der hellen Schildwolke in der
Milchstraße. Im Sucher sieht er noch aus wie ein heller ein Nebelfleck. Aber im 16 mm
Weitwinkelokular ist der Haufen in Dutzende sehr dicht beeinander stehende Sterne
aufgelöst.
NGC 869 und 884 im Perseus
Der bekannte Doppelsternhaufen h und chi gehört zu den Standardobjekten. So auch an
diesem Abend. Mit dem bloßem Auge konnte man ihn bereits als hellen großen
Fleck in der Milchstraße sehen. Im Teleskop war der Eindruck kaum zu beschreiben,
denn dieser Doppelsternhaufen explodierte geradezu im Gesichtsfeld. Eine sagenhafte
Transparenz - auf jeden Fall eindrucksvoller als jede bis jetzt gesehene Fotografie dieses
Haufens....
NGC 7789 in der Cassiopeia
Ein sehr sternreicher offener Sternhaufen, der allerdings nur aus recht schwachen Sternen
besteht. Der Anblick dieser Hunderte nadelfeiner Sterne ist ebenfalls ein Erlebnis für
sich gewesen.
M 13 im Herkules
Ebenfalls ein Standardobjekt und gleichzeitig auch der hellste Kugelsternhaufen am
nördlichen Himmel. Auch dieser explodierte geradezu im Gesichtsfeld des 16 mm
Weitwinkelokulares und war komplett aufgelöst.
Gegen 23.30 Uhr MEZ packte ich langsam ein und wir fuhren wieder zurück. Selbst in Gettorf war der Himmel kaum merklich schlechter. Die Grenzhelligkeit für das bloße Auge lag auch hier noch über 6 mag.
Eine Impression:
Der Anblick des Sternenhimmels
gegen 22.00 Uhr MEZ mit Blick nach Südwesten
© Mario Lehwald