Klare und warme Sommernächten sind immer wieder ein Höhepunkt! Das Klima ist sehr angenehm temperiert und die Natur um einen herum lebt. Ich habe einmal verschiedene dieser Eindrücke in eine Art Phantasiebericht zusammengestellt. Dieser Bericht ist an keinem bestimmten Ort oder an ein bestimmtes Erlebnis gebunden.
...es ist ein schöner Tag mit Sonne und strahlendblauen Himmel. Knappe 29 Grad im Schatten. Wir stehen im Flachland mitten auf einer wilden Wiese am nahen Wald. Größere und kleinere Bäume erstrecken sich über diese Wiese bis zum Horizont.
Eine freie Wiese inmitten der Natur
© Mario Lehwald
Wir sammeln ein wenig Holz und legen es zu einem kleinen Haufen zusammen. Der Himmel ist noch klar und blau. Im Südwesten steht der uns am nächsten liegende Stern - die Sonne. Langsam wird es Abend und die Sonne wandert zum Westhorizont. Die Bäume und die Landschaft um uns herum werden in ein weiches, orangefarbenes Licht getaucht.
Abendlicht über der Landschaft
© Mario Lehwald
Auch die Sonne verfärbt sich langsam gelblich-orange, dann mehr und mehr rötlich. Wenig später steht sie feuerrot am Horizont und verschwindet langsam hinter den fernen Bäumen am Horizont.
Die Sonne geht hinter den fernen Bäumen unter
© Mario Lehwald
Nachdem die Sonne verschwunden ist zünden wir unseren kleinen Holzhaufen an und beobachten an diesem kleinen Lagerfeuer weiter den Himmel. Im Westen zeigt der Himmel noch eine starke pyramidenförmige Aufhellung. Diese wird langsam schwächer, während von Osten allmählich die Dunkelheit hereinbricht. Der Himmel verfärbt sich in ein immer tieferes Blau.
Der Himmel im Westen nach Sonnenuntergang
© Mario Lehwald
Die Aufhellung im Westen wird immer schwächer und der Himmel über uns geht von einem eindrucksvollen tiefem Dunkelblau in ein Grau über. Langsam erscheinen die ersten Sterne. Immer mehr von ihnen werden sichtbar, bis uns schließlich die Dunkelheit völlig eingehüllt hat. Nur noch der kleine Bereich den unserer Lagerfeuer erhellt ist zu übersehen. Unser Blick zeigt in alle Richtungen nur noch ein tiefes Schwarz ohne jegliche Strukturen.
Unser Lagerfeuer
© Mario Lehwald
Am Himmel über unns sehen wir nun die Sterne. Wir nehmen unsere Petroleumlampe und gehen ein ganzes Stück abseits des Feuers in die schwarze Nacht hinein. Dann erlöschen wir diese und sehen nach oben.....
Es gab einmal eine Zeit, da kannte man noch niemand Fernsehen, weder Radio noch Bücher. Die meiste Zeit menschlicher Existenz wurde so verbracht. In einer mondlosen klaren Nacht, beobachteten unsere Vorfahren am glimmenden Lagerfeuer die Sterne. Unser Himmel ist in der Nacht interessant, die Sterne gruppieren sich zu richtigen Mustern. Und wenn man genau hinsieht, kann man sogar Bilder sehen!
Am bekanntesten ist eine Sternformation am nördlichen Himmel die man in Europa als den Großen Wagen bezeichnet. Die Amerikaner sehen darin eher eine große Schöpfkelle. So gibt es noch zahlreiche andere Muster am Sternenhimmel. Aber diese Bilder haben wir nur erträumt. Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler gewesen; sie sahen daher Bilder wie Löwen, einen Bären, Schützen oder Jungfrauen am Himmel; also alles Dinge die ihr tägliches Leben bestimmten.
Der große Wagen am nördlichen Himmel
© Mario Lehwald
Als im 18. Jahrhundert die Seefahrer erstmals neue Sternenkonstellationen auf der südlichen Halbkugel der Erde sahen, benannten sie diese nach Dingen ihres Jahrhunderts: Sextanten, Teleskope und die Kieler ihrer Schiffe. Würden die Sternbilder heute von uns heute benannt werden; dann würden wir sie wahrscheinlich als Kühlschränke, Rock-Stars oder Autos benennen.
Unter den Sternen herrscht aber auch eine gewisse Ordnung. So tauchen jahraus und jahrein immer die gleichen Sternbilder z. B. im Herbst auf. Es ist noch nie vorgekommen das ein völlig neues und unbekanntes Sternbild erschienen ist.
Alle Sterne die wir am Himmel sehen sind ferne Sonnen. Nehmen wir doch einmal unser Fernglas und betrachten den oberen rechten Stern des Sommerdreiecks, das ist Wega im Sternbild der Leier! Er ist einer der hellsten Sterne am unseren Himmel und erscheint im Fernglas als strahlend leuchtender Lichtpunkt vor dem schwarzen Hintergrund des Alls. Wir können diese fernen Sonnen auch als einen kleinen Stadteil ansehen, zu der auch unsere Sonne gehört und auf deren dritten Planeten wir gerade stehen und den Blick zu den Sternen erheben.
Wenn wir eine Weile beobachten und somit gut an die Dunkelheit angepasst sind, dann erkennen wir auch ein schwach leuchtenden Band das sich quer über den Himmel zieht. Wir bezeichnen dieses Band als Milchstraße. Bei der Milchstraße sehen wir auf weiter entfernte Stadtteile unserer Stadt von Sternen. Diese sind schon so weit entfernt das wir keine Einzelsterne mehr sehen können - stattdessen verschwimmen diese zu einem weißen milchigen Band.
Ein Blick in die Sommermilchstraße Richtung Süden
© Mario Lehwald
Mehrere Stadtteile bilden aber logischerweise eine Großstadt. Und wir befinden uns tatsächlich in einer Großstatdt von etwa 200 Milliarden Sternen, die die Form einer flachen Scheibe hat. In der Mitte ist diese Scheibe etwas dicker als am Rand. Ihr Durchmesser ist so gewaltig, dass selbst ein Lichtstrahl, der in einer Sekunde 300.000 Kilometer zurücklegt, 120.000 Jahre brauchen würde, um diese gigantische Scheibe aus Sternen einmal zu durchqueren!
Im Osten steigt im Laufe der Nacht eine Kette aus drei hellen Sternen hoch - die Andromedaformation. Über dem mittleren der drei hellen Sterne können wir in dunkler mondloser Nacht ein schwaches Lichtfleckchen schon mit dem bloßem Auge erkennen. Hierbei handelt es sich um die unsere Nachbar-Sternenstadt im All! Wir nennen diese auch Andromedanebel oder Andromedagalaxie. Sie enthält etwa 1 Billion Sterne und ist so weit entfernt, dass ein Lichtstrahl etwa 2,5 Millionen Jahre zu ihr braucht. Oder umgekehrt das Licht vom Andromedanebel braucht zu uns 2,5 Millionen Jahre!
Die Sternenkette der Andromeda mit der Andromedagalaxie
© Ausschnitt aus Stellarium
Wenn wir uns nun noch klarmachen dass das Licht, was wir heute vom Andromedanebel sehen, ca. 2,5 Millionen Jahre durch das All gereist ist, und wir diese Sternenstadt daher so sehen, wie sie vor 2,5 Millionen Jahre ausgesehen hat, dann wird uns klar das sich unser Himmelsspaziergang in dieser Sommernacht allemahl gelohnt hat!
Die Nacht ist bald vorbei...
© Mario Lehwald
Während unsere Gedanken noch weiterhin bei den fernen Sonnen im All kreisen, wird es im Osten langsam wieder heller und nach und nach bricht die Morgendämmerung herein. Die nächtliche Pracht beginnt zu verblassen und verschwindet schließlich ganz am immer heller werdenden Himmel. Der Tag hat uns langsam wieder eingeholt.
Der Anbruch des neuen Tages
© Mario Lehwald
Alles was wir eben in der Nacht erlebt haben kommt uns jetzt eher wie ein Traum vor. Aber war es wirklich ein Traum? Nein, wir haben ein kleines Stück unserer kosmischen Umgebung erlebt. Davon, dass alles kein Traum war, können wir uns in der nächsten Nacht wieder überzeugen, wenn das Blau des Himmels langsam zurückweicht, und das zarte Glitzern der fernen Sonnen wieder am samtschwarzen Firnament erstrahlt...