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Die große Magellansche Wolke


Die große Magellansche Wolke (Large Magellanic Cloud = LMC) ist etwa 160.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie enthält etwa 15 Milliarden Sterne und wird aufgrund ihrer unregelmäßigen Struktur, die zur Mitte hin einen deutlichen Balken zeigt, zum irregulären Galaxientyp SBm gezählt.


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Blick in die große Magellansche Wolke
Ausschnitt aus dem POSS (180 x 180′)
Quelle: Digitized Sky Survey


Aufgrund ihrer Nähe läßt sich die große Magellansche Wolke leicht in Myriaden von Einzelsternen auflösen. Daher ist sie auch eine der am meisten erforschten Galaxien. In ihr erkennt man eine Vielzahl von Objekten, die es auch in der Milchstraße gibt: Sternhaufen sowie leuchtende Gas- und Staubwolken. Letztere leuchten im roten Licht der H-Alpha Linie und zeigen sich auf Farbfotos besonders auffällig anhand ihrer roten Farbe. Im Jahre 1987 leuchtete hier die berühmte Supernova 1987A auf, die auf dem Bild unten als heller Stern zu sehen ist.


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Teil der großen Magellanschen Wolke
mit dem Tarantelnebel NGC 2070
und der Supernova 1987A (etwas rechts der Bildmitte)
Ausschnitt aus dem POSS (60 x 60′)
Quelle: Digitized Sky Survey


Das Prachtstück der großen Magellanschen Wolke ist der Tarantelnebel mit der Bezeichnung NGC 2070 oder auch 30 Doradus genannt. Es ist eine riesige Gaswolke mit einem Durchmesser von über 800 Lichtjahren. Auf langbelichteten und kontrastverstärkten Aufnahmen zeigen sich schwache Filamente, die noch viel weiter reichen. So sehen wir hier auf eine gewaltige Nebelhülle mit einem Durchmesser von fast 6.000 Lichtjahren!


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Der Tarantelnebel NGC 2070 oder 30 Doradus
Ausschnitt aus dem POSS (30 x 30′)
Quelle: Digitized Sky Survey


Damit ist der Tarantelnebel eine der größten Gasnebel, die wir kennen. Seine Entstehung ist noch nicht völlig geklärt, doch scheint diese gewaltige Nebelhülle durch eine oder mehrere Supernovaexplosionen entstanden zu sein.

In Innern des Tarantelnebels befindet sich ein Haufen junger, blauer und sehr leuchtkräftiger Sterne, der die Bezeichnung R136 trägt. Diese Sterne regen mit ihrem starken UV-Licht das Gas des Nebels zum Leuchten an. Während man auf der ESO zuerst nur einen Teil dieses Sternhaufens aufgelöst bekam, hat das Hubble Weltraumteleskop diesen gigantischen Sternhaufen komplett in einzelne Sterne auflösen können und eine eindrucksvolle Aufnahme von ihm geliefert:

In diesem Haufen befindet sich ein kleiner und dichter Teilhaufen - R136a. Darin befindet sich einer der massivsten Sterne, die wir überhaupt kennen: R136a1. Er leuchtet 10 Millionenmal so hell wie unsere Sonne (!) und vereint etwa 260 Sonnenmassen in sich. Damit gehört er zu den Hyperriesen.


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Ein Ausschnitt aus dem zentralen Balken der großen Magellanschen Wolke
zeigt die Vielzahl von Sternhaufen.
Ausschnitt aus dem POSS (60 x 60′)
Quelle: Digitized Sky Survey


Besonders im Bereich des Balkens der großen Magellanschen Wolke findet man eine große Zahl von Sternhaufen. Es sind etwa ein Dutzend Kugelsternhaufen sowie einige 100 offene Sternhaufen bekannt. Viele von ihnen haben eigene NGC-Nummern und wurden schon von John Herschel entdeckt und klassifiziert, als er sich auf der Südhalbkugel der Erde befand.

Die Sternhaufen in der großen Magellanschen Wolke sind unterschiedlich alt. Es überwiegen aber die jüngeren. Das deutet darauf hin, dass die Sternentstehung in der großen Magellanschen Wolke zunächst gering war, es aber später zu einer verbreiteten und starken Sternentwicklung gekommen ist. Die Untersuchung der Sternhaufen gibt also Auskunft über die Entwicklung der großen Magellanschen Wolke. Die folgenden Bildausschnitte zeigen einige Sternhaufen in der großen Magellanschen Wolke.


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NGC 1898 NGC 1903 + 1916
ngc1938_1939.jpg ngc1943.jpg
NGC 1938 + 1939 NGC 1943
ngc1944.jpg ngc1958_1959.jpg
NGC 1944 NGC 1958 + 1959
ngc1969_1971.jpg ngc1986.jpg
NGC 1969 + 1971 + 1972 NGC 1986
ngc1994_1984.jpg ngc2005.jpg
NGC 1994 + 1984 NGC 2005
ngc2006_2002.jpg ngc2010.jpg
NGC 2006 + 2002 NGC 2010
ngc2042.jpg ngc2065_2058.jpg
NGC 2042 NGC 2065 + 2058
ngc2093.jpg ngc2136_2137.jpg
NGC 2093 NGC 2136 + 2137

Ausschnitte aus dem POSS (15 x 15′)
Quelle: Digitized Sky Survey


Daneben gibt es in der großen Magellanschen Wolke eine besondere Klasse von Kugelsternhaufen, die es im Bereich des Milchstraßensystems nicht gibt - die Blauen Kugelsternhaufen. Dies sind sehr junge Kugelsternhaufen, die nicht älter als 100 Millionen Jahre sind und daher noch viele blaue Hauptreihensterne der Spektralklasse O und B enthalten.

Die Kugelsternhaufen im Milchstraßensystem sind dagegen sehr alt und enthalten nur rote Sterne. Sie sind etwa zur Zeit wie das Milchstraßensystem entstanden, während die blauen Kugelsternhaufen deutlich später entstanden sind. Auch enthalten sie etwas weniger Sterne als die alten Kugelsternhaufen. Die folgenden Bildausschnitte zeigen einige blaue Kugelsternhaufen in der großen Magellanschen Wolke.


ngc1818.jpg ngc1850.jpg
NGC 1818 NGC 1850
ngc1866.jpg ngc2004.jpg
NGC 1866 NGC 2004

Ausschnitte aus dem POSS (15 x 15′)
Quelle: Digitized Sky Survey


Zur Zeit läuft ein neues Projekt, das VISTA Magellanic Cloud Survey der ESO. VISTA bedeutet "Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy", also ein astronomisches Teleskop für Durchmusterungen im sichtbaren Licht und im Infrarot. Dieses neue Teleskop auf dem Paranal-Observatorium der ESO im Norden von Chile hat ein großes Gesichtsfeld und eine empfindliche Kamera und ist für fotografische Himmelsdurchmusterungen vorgesehen. Die erste Durchmusterung sind die Magellanschen Wolken. In dem folgenden Artikel bei der ESO sind einige faszinierende Ausschnitte verfügbar:

Man darf also gespannt sein auf weitere Aufnahmen und hoffen, dass diese später auf den Seiten der ESO erscheinen.

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