Da wir uns innerhalb des Milchstraßensystems befinden, gibt uns dieses gleichzeitig die Möglichkeit, einen Spiralnebel von innen zu sehen. Wer wissen will, wie es in einer Balkenspiralgalaxie aussieht, der sehe in einer mondlosen klaren Nacht fern vom Licht der Städte in den Himmel!
Das Band der Milchstraße am Sommerhimmel
© Erstellt mit Stellarium
Eine häufige Frage ist, warum wir eigentlich ein Band der Milchstraße am Himmel sehen? Die gewaltige Sternenansammlung des Milchstraßensystems hat die Form einer flachen Scheibe. Die Sonne liegt in dieser Scheibe, aber mehr am Rand. Daher ist unsere Sonne von anderen Sternen umgeben, die wir als Sterne am Nachthimmel sehen.
Sehen wir in einem steilen Winkel aus der Ebene der Milchstraßenscheibe heraus, so nimmt die Anzahl der Sterne mit zunehmender Entfernung rasch ab. Dies entspricht dem Anblick des sternenübersähten Nachthimmels, wie wir ihn kennen.
Schauen wir am Nachthimmel dagegen in Richtung der Ebene der Scheibe des Milchstraßensystems, so nimmt die Anzahl der Sterne mit zunehmender Entfernung nicht ab, sondern bleibt mehr oder weniger gleich und das bis auf eine Entfernung von etwa 100.000 Lichtjahren. Wir blicken in diese Richtung also auf erheblich mehr Sterne!
Eisenbahnschienen scheinen in der Ferne zusammenzulaufen
In Wirklichkeit laufen sie parallel
© Mario Lehwald
Jeder kennt den Effekt, dass zwei parallele Eisenbahnschienen in der Ferne zusammenzulaufen scheinen. Bei den Sternen ist das nicht anders. Die näheren Sterne umgeben uns, aber wenn wir in Richtung der Ebene der Milchstraße sehen, sehen wir auf besonders viele Sterne, die mit zunehmender Entfernung immer dichter zusammenzurücken scheinen. Da diese Sterne aber schon zu weit weg sind, um sie mit dem bloßem Auge einzeln sehen zu können, verschmelzen sie zu einem schmalen schimmernden Band!
In Richtung der Ebene des Milchstraßensystems schauend
verschmelzen die fernen Sterne zu einem schmalen Band
© Mario Lehwald
Bleibt noch die Frage, warum das Band der Milchstraße am Sommerhimmel deutlich heller ist als am Winterhimmel?
Im Sommer zeigt die Nachtseite der Erde zum Zentrum des Milchstraßensystems,
im Winter dagegen zum äußeren Rand des Milchstraßensystems
© Mario Lehwald
Im Sommer zeigt die Nachtseite der Erde in Richtung zum Zentrum des Milchstraßensystems. Wir haben so fast die gesamte Dicke der galaktischen Scheibe vor uns. Klar das wir da im Hintergrund auf erheblich mehr Sterne sehen! Daher ist das Band der Milchstraße am sommerlichen Nachthimmel am hellsten, z. B. in den Sternbildern Schwan, Adler und Schütze. Im Sternbild Schütze liegt auch das galaktische Zentrum.
Dichte Sternwolken im Sternbild Schütze
Ausschnitt aus dem POSS (180 x 180′)
Quelle: Digitized Sky Survey
Im Winter ist die Nachtseite der Erde dagegen zum äußeren Rand des Milchstraßensystems gerichtet. Wir sehen hier auf deutlich weniger Sterne und damit ist das Band der Milchstraße am Himmel im Winter nur sehr schwach und kaum zu sehen.
Das Band der Milchstraße am Winterhimmel ist kaum zu sehen
© Erstellt mit Stellarium
Hätte das Milchstraßensystem dagegen die Form einer Kugel, dann hätten wir kaum das typische Band der Milchstraße am Himmel. So kann man schon aus der Tatsache der Existenz des Bandes der Milchstraße am Himmel schließen, dass das Milchstraßensystem keine elliptische Galaxie sein kann.
Im Frühjahr zeigt die Nachtseite der Erde fast senkrecht aus der Ebene des Milchstraßensystems hinaus in Richtung des galaktischen Nordpoles, der im Sternbild Haar der Berenike liegt. Damit liegt das Band der Milchstraße im Frühjahr am Nachthimmel fast auf dem Nordhorizont. Wir sehen daher nur auf wenig Sterne und können dafür frei in die Tiefen des Universums auf andere Galaxien schauen!
Blick zum galaktischen Nordpol (Sternbild Haar der Berenike)
Hier befinden sich nur wenig Sterne und man sieht in die Tiefen des Universums
(nahe der Bildmitte die Galaxie NGC 4725)
Ausschnitt aus dem POSS (60 x 60′)
Quelle: Digitized Sky Survey
Der galaktische Südpol liegt im Sternbild Bildhauer. Er ist von Mitteleuropa aus aber nur sehr tief über dem Südhorizont zu sehen.