Ringgalaxien gehören zu den eindrucksvollsten Strukturen im Universum. Es sind seltene Objekte. Sie gehören zu den pekuliaren, also wechselwirkenden Galaxien. Ringgalaxien haben einen hellen Kern der von einen leuchtenden Ring umgeben ist.
Von der Klassifikation wurden sie früher zu den irregulären Galaxien gezählt. In der modernen Klassifikation ordnet man sie teilweise unter peculiare Spiralgalaxien oder peculiare linsenförmige Galaxien mit äußeren Ring ein.
Die "Wagenradgalaxie" ESO 350 IG 40
Ausschnitt aus dem POSS (18 x 18′)
Quelle: Digitized Sky Survey
Eine Ringgalaxie entsteht, wenn eine kleine Spiralgalaxie frontal mit einer größeren kollidiert. Durch den Eindringling treiben Millionen von Sterne durch den Kern der größeren Galaxie. Da der interstellare Raum zwischen den Sternen sehr groß ist, kommt es nur extrem selten zu Zusammenstößen zwischen einzelnen Sternen. Durch den enormen Sternenzuwachs wird die Anziehungskraft des Kerns erheblich stärker. Damit werden alle Sterne, die im Außenbereich der Galaxie liegen, nach innen zum Kern hin gezogen.
Während das passiert zieht der kleinere Galaxieneindringling aber weiter. Nachdem dieser den Kern der größeren Galaxie durchquert hat, wird auch dessen Anziehungskraft wegen der abnehmenden Sternenzahl wieder geringer. Die abnehmende Anziehungskraft wirkt sich auf die nach innen gezogenen Sterne wie ein Schock aus: Diese prallen regelrecht vom Kern ab und treiben wieder nach außen. Die nach außen treibenden Sterne bilden eine ringförmige Struktur um den Kern der Galaxie.
Aber nicht nur Sterne, sondern auch Gas- und Staubmassen zwischen den Sterne bewegen sich wieder nach außen. Durch die plötzliche Bewegungsumkehr werden die Gasmassen stark verdichtet und in ihnen bilden sich viele neue Sterne - der Ring leuchtet bläulich vom Licht der neu entstandenen Sterne auf! Während das passiert, hat sich der kleine Galaxieneindringling, der dieses Szenario ausgelöst hat, schon längst wieder weiter entfernt. In den meisten Fällen kann man diesen Partner aber noch in der Nähe einer Ringgalaxis ausmachen.
Trotzdem ist dieser eindrucksvolle Anblick nicht von Dauer. Schon nach wenigen Millionen Jahren beginnt die Galaxie ihr ursprüngliches Aussehen langsam wieder herzustellen.
Galaxie | Rek. 2000 | Dekl. 2000 | Typ |
---|---|---|---|
ESO 138-IG 029 | 17 29 09,57 | -62 26 44,2 | (R)SAB0^+(s) pec |
ESO 350-G 040 (Wagenrad) | 00 37 41,11 | -33 42 58,8 | S pec |
ESO 316-IG 032 | 10 09 05,53 | -38 24 34,5 | (R)SAB0/a(r) pec |
ESO 034-IG 011 | 06 43 06,10 | -74 13 35,0 | (S0-) + |
PGC 54559 (Hoag) | 15 17 14,43 | +21 35 07,7 | - |
Die Ringgalaxie ESO 138 IG 29
Ausschnitt aus dem POSS (18 x 18′)
Quelle: Digitized Sky Survey
Links unterhalb erkennt man den ehemaligen Eindringling, von dem sogar jetzt noch eine deutliche Materiebrücke zur Ringgalaxie herüberreicht.
Die Ringgalaxie ESO 316 IG 32
Ausschnitt aus dem POSS (18 x 18′)
Quelle: Digitized Sky Survey
Knapp schräge links darüber erkennt man den elliptischen Partner.
Die Ringgalaxie ESO 34 IG 11
Ausschnitt aus dem POSS (18 x 18′)
Quelle: Digitized Sky Survey
Ein faszinierendes Objekt, das man früher oft für einen planetarischen Nebel gehalten hat. Diese Aufnahme zeigt aber die wahre Natur. Man erkennt einen sehr eng gewundenen Spiralarm, den man mindestens 2 Wicklungen um den Kern herum verfolgen kann.
Die Hoag Galaxie
Ausschnitt aus dem POSS (18 x 18′)
Quelle: Digitized Sky Survey
Hoag hat dieses Objekt 1950 im Sternbild Schlange entdeckt. Seitdem heißt sie auch die "Hoag-Galaxie". Zunächst wurde dieses Objekt für einen planetarischen Nebel gehalten. Ab 1970 wußte man, dass es eine ungewöhnliche Galaxie ist. Aber erst Hubble hat ihre wahre Natur entlarvt: