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Der Gouldsche Gürtel


Im Jahr 1847 fiel John Herschel auf, dass die meisten der hellen Sterne in einer breiten Zone angeordnet sind, die leicht zur Ebene der Milchstraße geneigt ist. Diese Zone heller Sterne erstreckt sich durch die Sternbilder Orion, Großer Hund, Schiffskiel, Hinterdeck, Segel, Kreuz des Südens, Centaurus, Wolf und Skorpion.

Der amerikanische Astronom Benjamin Gould untersuchte im Jahr 1874 diese Zone näher und stellte dabei fest, dass sie sich auf der anderen Seite des Himmels weiter durch die Sternbilder Stier, Perseus, Cassiopeia, Cepheus, Schwan und Leier zieht. Gould erkannte, dass diese Zone heller Sterne, die nach ihm benannt wurde, um etwa 20 Grad zur Ebene der Milchstraße geneigt ist und sich einmal komplett um den ganzen Himmel spannt. Der Gouldsche Gürtel kreuzt die Ebene der Milchstraße im Sternbild Orion und ein weiteres Mal im Sternbild Segel.


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Viele helle Sterne am Winterhimmel
gehören zum Gouldschen Gürtel
© Mario Lehwald


Der Gouldsche Gürtel ist eine Struktur bestehend aus jungen und heißen Sternen der Spektralklasse O oder B, sowie aus leuchtenden Gasnebeln und Dunkelwolken. Viele OB-Assoziationen gehören zum Gouldschen Gürtel, wie z. B. die ausgedehnte Scorpius-Centaurus OB-Assoziation.

Der Gouldsche Gürtel hat ein elliptische Form mit einem Durchmesser von etwa 1.200 Lichtjahren auf der längeren und etwa 700 Lichtjahren auf der kürzeren Seite. Das Zentrum ist etwa 500 Lichtjahre von uns entfernt und befindet sich im Sternbild Andromeda. Die bekannte Perseus OB3-Assoziation (Melotte 20) befindet sich nahe des Zentrums des Gouldschen Gürtels.

Der Gouldsche Gürtel ist wahrscheinlich vor etwa 60 Millionen entstanden, als große Gasmassen sowie auch unsere Sonne durch den Carina-Spiralarm des Milchstraßensystems hindurchwanderten. Da im Bereich der Spiralarme einer Galaxie das Gas verdichtet wird, kommt es hier zu der Entstehung zahlreicher neuer Sterne, darunter viele massive, blaue und heiße Sterne der Spektralklasse O und B. Diese leben nur einige 10 Millionen Jahre, bevor sie als Supernova explodieren.


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So prächtig könnte der Sternenhimmel
vor etwa 30 Millionen Jahren ausgesehen haben
© Mario Lehwald


Unser Nachthimmel muß vor etwa 30 Millionen Jahren wirklich prächtig gewesen sein. Hunderte heller blauer Sterne, zahlreiche davon so hell wie Sirius oder gar noch heller, funkelten damals am Nachthimmel. Und immer wieder flammte zwischendurch eine Supernova auf und hellte die Nacht deutlich stärker auf als heute der Vollmond!


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Und immer wieder flammten Supernovae auf
© Mario Lehwald


Diese Sternenpracht ist heute weitgehend erloschen. Die massiven blauen Sterne der Spektralklasse O und B, die damals entstanden sind, haben ihr kurzes Leben schon lange bevor die Menschheit kam beendet und sind als Supernova explodiert. Dennoch sind bis heute noch einige Sterne im Bereich des Gouldschen Gürtels übriggeblieben, die wir am Nachthimmel sehen können.

© Copyright: 1998-2023 Mario Lehwald
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